Reisebuch: Märchen des Alltags
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Eigentlich hätte der Elefant in ein oberes Stockwerk ziehen sollen. Aber er ist zu schwer. Also steht er nun direkt neben dem Ticketschalter des Zoologischen Museums in Moskau, nicht in der Ausstellung selbst. Als wäre er ein enger Vertrauter der Museumsdirektorin, die sich auf einem Sofa zu ihm gesellt, scheint er von dort aus ein wachsames Auge zu haben über sämtliche Vorgänge im Foyer.
Tatsächlich handelt es sich um ein Präparat, der Elefant ist ausgestopft. Aber der Fotograf Frank Herfort inszeniert die Szene so, dass man auf den ersten Blick denkt, der Elefant würde hinüberschlendern zu der Frau. Sie wiederum schaut ihn an, als wäre er ihr Haustier. „Na, wo warst du denn“, scheint ihr Blick zu sagen, „was hast du wieder angestellt?“ Nicht tadelnd, sondern liebevoll und in dem Wissen, ohnehin nichts ändern zu können an den eigenwilligen Streifzügen des Tieres.
Viele westliche Betrachter haben solche Szenen noch nie gesehen
„Russian Fairytales“ hat Herfort seinen Bildband betitelt, russische Märchen. Denn die Fotografien erzählen fantastische Geschichten aus Russland – jedenfalls aus der Perspektive eines westlichen Betrachters: Jürgen Rink, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie, nennt Herforts Bilder in seinem Vorwort spektakulär, weil sie handwerklich perfekt seien und besonders stark wirkten, da die meisten Betrachter solche Szenen noch nie gesehen hätten.
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Aber diese Szenen sind keine Erfindungen. Sie sind Teil der russischen Realität der vergangenen 20 Jahre. Zwar ist Frank Herfort kein Fotograf, der sich selbst möglichst unsichtbar macht, um im Alltag Szenen einzufangen, ohne dass Passanten ihn bemerken und sich deshalb ihre Unbefangenheit bewahren. Er arbeitet mit Stativ und Licht, er inszeniert seine Motive, seine Protagonisten wissen, dass sie fotografiert werden. Aber die Szenen entspringen alle einer tatsächlichen Beobachtung, die er für
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