Greenwashing im Tourismus: „Wir müssen jetzt radikal umdenken“
Seit es „Fridays for Future“ gibt, werben Tourismusunternehmen verstärkt mit dem Schlagwort Nachhaltigkeit. Klingt gut, ist für den Kunden oft aber wenig transparent und teilweise auch nur ein Marketing. Der Freiburger Stefan Gössling ist Professor für nachhaltigen Tourismus und Mobilität an der Universität Lund in Schweden. Er geht dem Greenwashing auf den Grund.
SZ: Was ist echte Nachhaltigkeit?
Stefan Gössling: Nachhaltigkeit beinhaltet verschiedene Aspekte. Dazu gehört die Frage des Klimawandels und der Emission von Treibhausgasen, aber auch gerechte Arbeitsbedingungen oder Bionahrungsmittel. Für mich ist das wichtigste Thema allerdings tatsächlich der Klimawandel.
Warum?
Weil wir ihn viel zu lange nicht ernst genommen haben. Wir merken ja jetzt schon, dass Extremereignisse stattfinden wie die Feuer in Australien, die so auch prognostiziert waren. Bei uns im Schwarzwald hatten wir in diesem Jahr keinen Winter, die Bäume leiden unter den sehr trockenen Sommern der vergangenen Jahre. Klimawandel ist nicht mehr in der Zukunft, er ist schon da. Wobei das, was wir jetzt erleben, nur ein kleiner Vorgeschmack ist.
Da reicht es wohl nicht, wenn der Gast im Hotel sein Handtuch mehrmals benutzt und die Seife aus einem Spender kommt?
Das ist ein Kratzen an der Oberfläche. Wir müssen jetzt radikal umdenken – und davon ist die Branche weit entfernt. In Hotels werden ja meist nicht einmal die Maßnahmen umgesetzt, die sich ökonomisch rechnen würden, etwa der Austausch alter Heizungen. Was wir bräuchten, wäre ein anderer Umgang mit Energie: mehr Gebäudedämmung, grüner Strom, Energiemanagement. Energie war immer zu billig, man hat nie ernsthaft darüber nachgedacht, damit hauszuhalten. Familienbetriebe, bei denen sich Investitionen lohnen würden, sind oft überfordert.
Auf den Malediven und Seychellen gibt es Hotelketten, die damit werben, dass man dort Korallenbänke aufforsten kann.
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