Reisebuch: Wasser mit Gänsehaut
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Bereits um fünf Uhr morgens ist die Ablenkung an der Uferpromenade von Grado so groß, dass Jürgen Hosemann den Moment verpasst, in dem das erste Licht der Sonne zu sehen ist. Dunkel ist es ohnehin nicht: Der Mond reflektiert das Sonnenlicht, die orangefarbenen Laternen verströmen ihr fahles Licht, die kreisenden Warnlichter eines kleinen Lastwagens flackern durch die Nacht – die Müllabfuhr leert die Abfalleimer. Am anderen Ende der Bucht: „Die Lichter von Triest wie die glimmenden Reste eines Feuers, das die Nacht über durchgebrannt hat.“ Es sei, so schreibt Hosemann in seinem Buch „Das Meer am 31. August“, als „habe jemand das Schwarz um mich herum verdünnt“.
Abgelenkt haben ihn dann aber wohl die Rufe der Müllmänner. Als Hosemann wieder nach dem Licht schauen will, ist es schon da. So wird es ihm an diesem Tag noch mehrmals ergehen: Er sieht plötzlich Dinge, ein Schiff zum Beispiel oder Wolken am Himmel, die er eigentlich schon länger hätte sehen müssen. Und doch erst jetzt entdeckt. Hosemann hat sich vorgenommen, einen Tag lang das Meer zu beobachten, von der Strandpromenade in Grado aus. Frühmorgens bricht er auf – und ist nie alleine. Die Müllabfuhr, die Fischer, die Männer, die mit Radladern den Strand planieren für den neuen Badetag. Die ersten Jogger, ein Mann, der mit einer Harpune fischen geht. Um sechs Uhr die ersten beiden Schwimmerinnen. Natürlich der Trubel eines Ferientages am Strand. Spätabends dann Jugendliche, Verliebte.
In der Abenddämmerung eine erste Bilanz: „Ich hatte aufs Meer gesehen, aber ich hatte nicht das Meer gesehen.“ Viele Eindrücke bekommen, aber keine tieferen Wahrheiten gewonnen, soll das wohl bedeuten. Wechselhaft präsentiert sich das Mittelmeer: Ihm „ist kalt, es hat eine Gänsehaut“, schreibt Hosemann, da sind die beiden älteren Frauen gerade ins Wasser gestiegen,
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