Sommerferien 2020: Wie die Reiseindustrie zum zweiten Mal Urlauber verprellt
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Kaum einer kann sich auf die Sommerferien 2020 freuen, weil keiner weiß, wie und wo sie stattfinden werden. Nur eines steht fest: Die meisten warten mit Buchungen noch ab. Auf alle Fälle wird der Urlaub anders werden – Abstandsregeln all inclusive.
Zwar gibt es endlich eine Perspektive, dass sich die Grenzen ab Mitte Juni wieder öffnen werden. Doch sicher ist das nicht. Eine zweite Ansteckungswelle mit erneutem Lockdown kann alle Hoffnungen genauso schnell durchkreuzen, wie jetzt plötzlich wieder Restaurants eröffnen dürfen.
Unklar bleibt nach wie vor, ob der bereits vor vielen Monaten geplante Badeurlaub am Mittelmeer oder die gebuchte Kreuzfahrt überhaupt stattfinden werden. Die großen Reiseveranstalter üben sich im Zweckoptimismus und wiederholen gebetsmühlenartig, dass alles gut sei: „Es gibt keinen guten Grund, warum die Deutschen auf ihren verdienten Urlaub verzichten müssen“, sagt Tui-Chef Friedrich Joussen.
Die Mega-Pleite vor sieben Monaten
Doch das Vertrauen gerade in die Pauschalreise hat in den letzten Monaten sehr gelitten, aus zwei Gründen: Zum einen sind Zehntausende allein in Deutschland im vergangenen Herbst und Winter um ihren Urlaub gebracht worden, die bei Thomas-Cook-, Neckermann-, Bucher-Reisen, Vital Touristik oder Öger Tours gebucht und bezahlt hatten. Das Undenkbare war eingetreten: Mit der Pleite des zweitgrößten Reiseveranstalters Europas hatte kein Kunde gerechnet.
Das Vertrauen in die Pauschalreise war mit einem Schlag erst einmal dahin. Denn in der Folge zeigte sich, dass der viel gepriesene Insolvenzschutz nicht viel taugt, weil die Versicherungssumme gar nicht reicht. In Deutschland muss nun der Staat – sprich: der Steuerzahler – einspringen, um den geprellten Kunden die Differenz zu erstatten, die ihr Geld von der Zurich-Versicherung nur zu einem Teil zurückerhalten haben.
Noch eine zweite Lehre ist aus der Thomas-Cook-Pleite zu ziehen: Der finanziell angeschlagene Reisekonzern betrieb über Jahre ein riskantes Geschäftsmodell und spielte auf Zeit.
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