Wachturm an der Ostsee: Stiller Zeuge
An einem kalten, nebligen Oktoberabend wollte Harry Balbach sein bisheriges Leben hinter sich lassen. Seekarte, Kompass, Papiere: Viel mehr hatte der junge Mann nicht dabei, als er am 31. Oktober 1971 in ein wackeliges Faltboot stieg. Neben ihm Hansi, ein flüchtiger Bekannter, der ebenfalls genug hatte von der DDR. Während die Wellen gegen das Holzgestänge klatschten, peilten die Männer das Leuchtfeuer der dänischen Insel Lolland an, Marschrichtung 16 auf dem Kompass. Sie ruderten und ruderten und schauten nicht zurück, den Blick gen Westen gerichtet, in die Freiheit. Und dann kam doch alles anders.
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49 Jahre später steht Balbach wieder am Strand von Kühlungsborn. Hier verwickelte er zwei Grenzsoldaten in ein Gespräch, um ihre Kontrollstrecke auszukundschaften. Hier schlich er mit Hansi über den Sand, um das Faltboot ins Wasser zu hieven. Hier begann das Abenteuer, das wenige Stunden später beinahe tödlich endete und schließlich zu einer Haftstrafe führte. Es wirkt fast surreal, wenn Balbach seine Erlebnisse schildert. Der Sonnenschein, der Salzwasserduft, die Kinder, die mit Eiskugeln über die gepflegte Strandpromenade rennen: Nur wenig erinnert an der Ostseeküste daran, welche Dramen sich hier abgespielt haben.
Doch dann kommt er in Sicht, der Wachturm. Von dort aus kontrollierten die DDR-Grenztruppen den Strand, ausgestattet mit Ferngläsern, Funkgeräten und AK-47-Schnellfeuergewehren. Der „See-Grenzbeobachtungsturm BT 11“ ist eines der letzten erhaltenen Bauwerke dieser Art: 15 Meter hoch, oben verglast, zugänglich für die Öffentlichkeit. Wer etwas über die Ostsee als Fluchtroute erfahren möchte, kann den Turm und das benachbarte Museum besuchen. Mit etwas Glück – oder einem vorherigen Termin – trifft man dort Zeitzeugen wie Harry Balbach.
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