Urlaub früher und heute, Teil 2: Reisen in den 80er und 90er Jahren: Interrail und Daumen raus
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Die große Schwester war über Wochen weg, mit dem Freund, per Anhalter und Interrail in Südfrankreich. Oder war es Spanien oder Italien? So genau wusste es die Familie nicht. „Ruft mal an“, gab die Mutter der Schwester mit. Das passierte. Aber nur alle paar Wochen mal. Telefonieren war teuer. Dass am Strand von Nizza plötzlich das ganze Geld weg war, dass sie bei schmierigen Typen im Auto mitgefahren waren, das mussten eh nicht gleich alle wissen.
Solche Geschichten kursieren in vielen Familien. Mit dem Interrail-Bahnticket und dem Daumen quer durch Europa reisen: Beides war in den 80er und 90er Jahren ein Massenphänomen. Fernreisen waren noch etwas Besonderes, noch nicht das Standard-Programm im Jahr nach dem Abitur wie heute. Es war die letzte Epoche der Unerreichbarkeit, noch ohne Smartphones.
Wie haben es die Eltern damals ausgehalten ohne tägliche Whatsapp-Nachrichten? Wie ist man um die Welt gereist ohne Internet überall? Für Bahnreisen brauchte es damals noch das Kursbuch, für Pauschalreisen den Katalog und das Reisebüro.
Tramper sind heute so gut wie verschwunden
Woran das liegt? An Mitfahrzentralen, Billigbussen und wahrscheinlich auch an der berechtigten Angst, bei einem Fremden ins Auto zu steigen. Bilder von früher strahlen eine große Sorglosigkeit aus. In Pulks standen die Anhalter am Berliner DDR-Grenzübergang Dreilinden, mit selbstgemalten Pappschildern. „München“ oder „Stuttgart“ stand darauf, es ging erstmal Richtung Süden.
Ein paar Tramper-Gesetze: VW-Busse, alte Mercedesse und Enten hielten fast immer. Die Autos mit „Atomkraft, Nein danke“-Aufkleber sowieso. Wer als Pärchen unterwegs war, schickte die Frau an die Straße. Da waren die Chancen besser.
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