Top End – im Norden Australiens: Runterkommen
Es ist sieben Uhr morgens, und Mick Jerram weiß jetzt schon, dass es ein guter Tag ist. Gerade hat er auf einem Baum, nur wenige Meter neben dem sandigen Lagerplatz am Katherine River einen Hooded Parrot entdeckt, einen Collettsittich. Schwarzer Kopf, türkisfarbenes Gefieder, goldgelbe Flügel. Diese Papageienart kommt nur hier im Norden Australiens vor und ist kaum an Flüssen zu sehen, wie Mick doziert. Und auf dem nächsten Baum sitzt der zweite Glücksfall dieses Morgens: Gouldian Finches oder Prachtfinken, wieder eine gefiederte Farbexplosion in Grün, Lila, Hellblau, Rot und Goldgelb. „Die sieht man nicht oft“, erklärt der Vogelexperte geduldig. Während Mick die Sichtungen des Morgens in die Vogelbeobachtungs-App einträgt, ist es Zeit für die Frage, was ihm, der aus dem Südosten des Kontinents stammt, denn am menschenleeren, heißen Norden Australiens gefällt. Mick, vorher ganz ruhiger Experte, strahlt plötzlich über das ganze Gesicht: „Es gibt nichts Besseres als das Top End.“
Das Top End, das ist der Norden des Northern Territory. Kein eigenständiges Bundesland, sondern ein Territorium, das dem Commonwealth of Australia unterstellt ist. Knapp 250 000 Menschen, davon fast ein Drittel Aborigines, leben auf einer Fläche von 1,4 Millionen Quadratkilometern. Das entspricht gerade mal einem Prozent der australischen Bevölkerung, aber einem Sechstel der Landesfläche. Von der Hauptstadt Darwin bis zum berühmtesten Naturdenkmal des Landes, dem Uluru oder Ayers Rock, sind es 2000 Kilometer. Den Aborigines hat man erst vor 30 Jahren einen Teil ihres Landes zurückgegeben. Das „Arnhem Land“ an der Nordspitze wird von ihnen verwaltet, auch der Kakadu Nationalpark.