Luftfahrt in der Krise – "Existenzen stehen auf dem Spiel": Stewardess und Flugschüler schildern, wie sehr Branche leidet
FOCUS Online: Mike*, in wenigen Monaten wärst du als Pilot in die Lüfte gegangen. Nun kam die Corona-Krise dazwischen und die Fluggesellschaft hat ihr Vertragsangebot an dich zurückgezogen.
Mike: Für Flugschüler, die sich wie ich in den letzten Zügen ihrer Ausbildung befinden, ist die Lage sehr ernst. Passiert man die Reihe von Auswahltests, dauert die Flugschule zwei Jahre. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 100.000 Euro – und werden von uns Auszubildenden selbst getragen. Viele meiner Kollegen stehen nun also vor einem riesigen Kredithaufen, den sie zurückzahlen müssen – und haben in den nächsten Jahren kaum eine Aussicht darauf, auch tatsächlich als Pilot zu arbeiten. Ich selbst bin aus finanziellen Gründen erstmal wieder zurück ins Elternhaus gezogen.
FOCUS Online: Charly*, als Flugbegleiterin bereist du die Welt – normalerweise. Jetzt steht ein Großteil der Flugzeuge am Boden, dein Dienstplan ist leer. Zeit für einen beruflichen Plan B?
Charly: Der Fliegeralltag gleicht einer Blase. Du triffst permanent neue Leute, siehst spannende Orte, kein Tag ist identisch. Das ist fast wie eine Art Traum, man will sich gar nicht mit Alternativen auseinandersetzen. Jetzt ist es zum ersten Mal so, dass ich Zuhause sitze und mir Gedanken darüber mache, was ich eigentlich kann. Die Flugbranche ist sehr dynamisch, sie hat auch vor dieser Pandemie Krisen durchlebt. Ich weiß, es ist unvernünftig, seine Existenz allein auf das Flugbegleiter-Dasein zu setzen. Ein zweites Standbein ist wichtig – doch trotz dieser Erkenntnis kann ich mir keinen besseren Job vorstellen. Ich sage immer: Der schlechteste Tag in der Fliegerei übertrifft immer noch jeden besten Tag in einem anderen Job.
FOCUS Online: Wie erlebt ihr das allgemeine Stimmungsbild unter euren Kollegen?
Charly: Wir Flieger sind ein besonderer Schlag Menschen, wir versuchen
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